IG querfeldNein lehnt 3 der 5 Verkehrsstrategien ab

Der Gemeinderat Hochdorf hat den von ihm in Auftrag gegebenen Verkehrsbericht bis Ende August 2016 in eine öffentliche Vernehmlassung gegeben. Er hat die Bevölkerung eingeladen, sich inbesondere zu den fünf Strategien zu äussern, die der Bericht vorschlägt. Die Kerngruppe der IG querfeldNein nimmt dazu mit Datum vom 25. August 2016 wie folgt Stellung:

Sehr geehrte Damen und Herren

Die IG querfeldNein dankt für die Einladung zur Mitwirkung Verkehrsbericht. Sie äussert dazu nach einigen einleitenden Gedanken ihre Bemerkungen zu Chancen und Gefahren.

Einleitung / Allgemein

  • Hochdorf hat mit seiner Wachstumsstrategie das Bevölkerungswachstum gesucht. Hochdorf verändert damit seinen Charakter als Landgemeinde, Hochdorf wird urbaner. Als negative Begleiterscheinung dieses Wachstums wurde der Zunahme des MIV offenbar zu wenig Beachtung geschenkt. Deren Auswirkungen sind nicht mit «ländlichen» Massnahmen zu mindern, sondern es müssen «urbane Massnahmen» (Massnahmen, die sich in urbanen Gebieten bewähren) angewandt werden (Lösungen auf bestehendem Raum, da keine neuen Flächen für Verkehr zur Verfügung stehen).
  •  Hochdorf ist Energiestadt, hat damit Aufgabe und Vorbildfunktion zugleich. Im Massnahmenpaket von Energiestadt Schweiz finden sich viele (weitere) Ideen und Hinweise zur Steigerung einer nachhaltigen Mobilität.
  •  Nachstehende Punkte stammen aus dem Umweltleitbild der Gemeinde Hochdorf. Sie sind zwar recht allgemein formuliert, der Grundgedanke, die Stossrichtung dahinter sind jedoch wegweisend für das Handeln der Gemeinde, das sich an der kantonalen und nationalen Umweltpolitik orientiert:
    Naturschutz: Wir setzen uns für den Schutz der Umwelt, namentlich den Klimaschutz, ein. Die bestehenden Naturschutzgebiete werden erhalten, gepflegt und aufgewertet.
    Mobilität: Wir fördern umweltverträgliche Mobilität. Hochdorf fördert den Öffentlichen Verkehr (Bahn und Bus), indem es sich für attraktive Angebote einsetzt. Der Langsamverkehr (Fussgänger, Velofahrerinnen, etc.) erhält im Siedlungsraum grosse Beachtung.
  • Die erste Umfrage bei der Bevölkerung wie auch dieses Mitwirkungsverfahren erfragt einseitig die Wünsche nach Verbesserungen der Verkehrssituation von Hochdorf. Unbeantwortet bleibt die die Frage nach der Bereitschaft der Antwortenden, ihren eigenen Beitrag dazu zu leisten (nicht nur finanziell durch allfällige Steuererhöhungen, sondern auch eigener Beitrag zur Reduktion des MIV durch Private wie auch durch Industrie und Gewerbe). Diesen Beitrag braucht es angesichts der jährlichen Zunahme der Personenwagen 2, der zurückgelegten Pendlerdistanzen, der eingesetzten Pendlerzeit usw.

Strategie 1: Organisation
Diese Strategie ist zur Minimierung der Verkehrszunahme unbedingt erforderlich und auch relativ kostengünstig und erfolgreich umzusetzen. Bedingung dazu sind einerseits die Bereitschaft von Privaten (z.B. Akzeptanz von Hauslieferdiensten, Priorisierung des Langsamverkehrs, Ausbau von ÖV zum Ortsbus etc. aber auch beispielsweise von Parkgebühren als Lenkungsmassnahme) sowie von Betrieben / Industrie (Förderung von Fahrgemeinschaften, Firmenbussen, bike to work, Anreize zum Verzicht auf Firmenparkplätze).

Andererseits muss die Gemeinde sehr aktiv den Lead übernehmen und kreative, manchmal auch unkonventionelle Ideen konkret angehen
und umsetzen. Die Initiative zur Lancierung und Umsetzung kann nicht Einzelnen oder Privaten überlassen werden. Die Gemeinde hat als Ansprechpartner mehr Gewicht bei Betrieben und Organisationen.

Diese Strategie ist teilweise vernetzt mit der Strategie 2: Umgestaltung Zentrum

Strategie 2: Umgestaltung Zentrum
Vorab besteht beim Begriff Zentrum unserer Meinung nach noch Klärungsbedarf. Als Zentrum mit schützenswertem Ortsbild wird primär der Abschnitt zwischen Kreisel Braui und Kirchplatz wahrgenommen, die Hauptstrasse zwischen Kreisel Braui und Bellevuecenter (Coop) eher sekundär.
So ist denn eine Umgestaltung im Zentrum zwischen Kreisel Braui und Kirchplatz unbedingt wünschenswert. Die im Verkehrsbericht angesprochene Situation von engen Trottoirs mit Parkplätzen, baumlosen Asphaltpisten usw. ist durchaus zutreffend. Eine Aufwertung des Strassenraumes muss daher die dominante Wirkung der Strasse aufheben, baulich wie betrieblich. Mit baulich meinen wir die architektonische Gestaltung zur «Flanier- und
Einkaufszone» mit sicheren Wegen für den Langsamverkehr (Fussgängerquerungen, Radstreifen…), kombiniert beispielsweise mit zusätzlichen Haltestellen für Busse und ausreichend Veloabstellplätzen.

Die Einführung von Tempo 30 trägt erwiesenermassen zur Reduktion der Lärmbelastung bei.

Zeigen diese Massnahmen Wirkung, ist eine Ausweitung auf den Abschnitt Brauikreisel – Bellevuecenter wünschenswert.

Strategie 3: Umfahrung Industriestrasse
Für Verkehrsteilnehmer aus Richtung Hitzkirch mit dem Ziel Industriezone / Hildisrieden / Sempach stellt die Industriestrasse bereits heute eine Umfahrungsstrasse dar. Die in Strategie 3 erwähnte zusätzliche Funktion als Umfahrung des Abschnittes Baldegg Kloster bis Kreisel Braui ist unseres Erachtens widersinnig. Der Verkehr würde auf einen Umweg geschickt, um dann in Hochdorf wieder auf den Brauikreisel geleitet zu werden, also
mitten ins eigentliche Dorfzentrum. In umgekehrter Richtung gilt analoges: Hat der Verkehrsteilnehmer erst einmal das Nadelöhr beim Brauikreisel durchfahren (ohne eine Beitrag zur Verkehrsminderung im eigentlichen Zentrum geleistet zu haben), wird er auf einen Umweg geschickt, der…

  • Schulweg ist zur Kantonsschule (ohne Radstreifen),
  • Weg für zur Badi Baldegg / Fussballplatz Baldegg (auf kurzer Strecke auch zum Eisfeld und den Tennisanlagen),
  • Weg ins Naherholungsgebiet Ronfeld mit Wanderwegen (Seerundweg?)
  • und der entlang und durch das Naturschutzgebiet Ronfeld führt (Gebiet ist im Bundesinventar der Landschaften
    und Naturdenkmäler).

Angesichts des Kosten – Nutzenverhältnisses ist dies für uns keine zielführende und damit gangbare Strategie.

Strategie 4: Netzergänzung
Diese Variante widerspricht der gemachten Prämisse, dass der Verkehr nicht durch Wohnquartiere geleitet werden soll: Das Quartiere Zihlweid, Sagenbachmatt, Weidpark und die Wohnhäuser entlang der Sagenbachstrasse liegen entlang der geplanten Verkehrsführung. Der Mehrverkehr würde also sehr wohl durch Wohngebiete geleitet.

Diese Netzergänzung würde vermehrt auch Verkehr von der Luzernstrasse via Titlisblickstrasse auf die Sagenbachstrasse ziehen. An verschiedenen Orten im Bericht wird jedoch erwähnt, dass «Verkehrsumlagerungen von der Hauptstrasse auf das untergeordnete Strassennetz» zu vermeiden sind (z. B. Kap. 1.2). Diese Strategie widerspricht demnach diesem Grundsatz.

Den Mehrverkehr durch die Schulzone Ost, die namentlich noch erweitert werden soll, zu leiten, ist widersinnig weil für Schülerinnen und Schüler gefährlich.

Die geplante Querung der Kantonsstrasse und Bahnlinie ist völlig offen – technisch wie finanziell. Eine Unterquerung der Bahnlinie, selbst ein Kreisel mit Bahnlinie, wie er im VKB erwähnt wird, braucht viel Platz. Müssten gar Häuser entlang der Baldeggstrasse weichen?

Wenn hier eine Zustimmung zur Strategie gemacht werden sollte, hiesse dies aber wirklich die Katze im Sack kaufen, zum Preis eines neuen Strassenabschnittes, um letztlich eine Asphaltbahn und ein Anschlusswerk zu erhalten, welche das Dorfbild massiv verändern würden. Die – nicht nur metaphorische – Aussage dieses Projektes wäre wohl: Dem Strassenbau, dem Verkehr ordnen wir alles andere unter.

Nutzen, sprich Verkehrsumlagerungseffekt, wäre wohl nur in Kombination mit Strategie 5 wirklich spürbar.

Strategie 5: Südumfahrung
Wohl nicht überraschend ist unsere Haltung zu dieser Strategie: querfeldNein! Wir sind erstaunt, dass diese Variante überhaupt zur Diskussion steht, glauben wir doch beim Projekt «Talstrasse» deutlich aufgezeigt zu haben, dass diese Linienführung…

  • durch Kulturland, also Fruchtfolgeflächen führt,
  • der Bund Fruchtfolgeflächen erhalten und der Zersiedelung der Landschaft Einhalt gebietet, das betroffene Gebiet ein Wildtierkorridor ist.
  • Im Kantonalen Richtplan 2009, teilrevidiert 2015, ist festgehalten: «Der Kanton fördert eine nachhaltige, d.h. wirtschaftlich tragbare, […] und umweltverträgliche Mobilität. Angebotsverbesserungen sind gemäss einer Prioritätenliste primär dort vorzunehmen, wo die Nachfrage ökonomisch und ressourcenschonend befriedigt werden kann.»Diese Umfahrung ist nicht umweltverträglich, weil nicht ressourcenschonend.
    Wenn sich die Gemeinde Hochdorf also an der kantonalen und nationalen (Umwelt‐)Politik orientiert, streicht sie diese Variante umgehend wieder.

Fazit zur Umsetzung und Priorisierung

Zusammenfassend lässt sich aus oben stehenden Argumenten festhalten:

Die IG querfeldNein unterstützt die Strategien 1 und 2, lehnt die übrigen drei ab. Die Umsetzung der beiden ersten
Strategien kann dabei auch gleichzeitig erfolgen.

Freundliche Grüsse

Für die IG querfeldNein:

  • Hans Bächler, Kirchweid 21, Hochdorf
  • Klaus Helfenstein, Alpenstrasse 2, Hochdorf
  • Lucius Kaufmann, Seetalstrasse 57, Eschenbach
  • Dominik Thali, Rosengartenstrasse 8b, Hochdorf

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