Südumfahrung: Maximalvariante, die nur zu mehr Verkehr führt

Der Gemeinderat Hochdorf plant eine Südumfahrung ab der Einmündung der Industrie- in die Sempachstrasse und der Luzernstrasse im Bereich Wirtlenwald. Dieses Projekt ist im Gesamtverkehrskonzept Seetal des Kantons enthalten, das wiederum in den Entwurf des kantonalen Strassenbauprogramms 2019-2022 aufgenommen wurde. Im Frühjahr hat der Gemeinderat Grundeigentümer, Politiker und Interessengruppen darüber informiert und sie gebeten, bis Ende Juni zu einigen Fragen Stellung zu nehmen. Eingeladen war am 16. Mai auch die IG querfeldNein. Sie hat dazu die nachfolgende Stellungnahme abgegeben.

Untenstehende Fragen hat der Gemeinderat Hochdorf an der Orientierung den von einer allfälligen Südumfahrung betroffenen Grundbesitzern schriftlich abgegeben. Die IG querfeldNein wurde ebenfalls eingeladen, ihre «konsolidierte» Antwort auf die drei Fragen kundzutun. Weil sie jedoch nicht als Grundbesitzer von einer allfälligen Südumfahrung betroffen wäre, gibt die IG querfeldNein grundsätzlichere Kommentare zu den Fragen ab:

Fragebogen zur Südumfahrung Hochdorf

1. Unter welchen Voraussetzungen könnten Sie sich eine Südumfahrung auf, neben oder unter ihrem Grundstück vorstellen?

­ Der kantonale Richtplan 2009, teilrevidiert 2015, hält fest: «Der Kanton fördert eine nachhaltige, d.h. wirtschaftlich tragbare […] und umweltverträgliche Mobilität. Angebotsverbesserungen sind gemäss einer Prioritätenliste primär dort vorzunehmen, wo die Nachfrage ökonomisch und ressourcenschonend befriedigt werden kann.»In der ersten Frage dieses Fragebogens wird suggeriert, eine Verlegung der Strasse unter den Boden könnte die Lösung für Hochdorfs Verkehrsaufkommen in der Siedlung sein. Abgesehen davon, dass wir angesichts der Kantonsfinanzen nicht an diese teure Maximalvariante glauben, stellt diese Variante immer noch eine Ausweitung der Verkehrsfläche dar, die erfahrungsgemäss mehr Verkehr generiert, der vor und nach dem Tunnel wieder ans Tageslicht kommt. Auch wenn ein Tunnel im betreffenden Abschnitt die die Bodenressourcen schonen würde, löste er die Verkehrsprobleme vor und nach den Portalen nicht (z.B. alle bereits früher angesprochenen Problempunkte bei einer Weiterführung der Umfahrung auf der bestehenden Industriestrasse, Hauptstrasse im Dorfzentrum bleibt Kantonsstrasse…).­ Mit dem Nein des Kantonsrates vom 5. November 2014 bewilligte dieser einen Planungskredit für Optimierungen auf den bestehenden Verkehrsachsen, was eine neue Umfahrung aus unserer Sicht nicht ist.

­ Der Gemeinderat sieht die Südumfahrung als Voraussetzung für weitere Massnahmen. An der Orientierung vom 16. Mai 2018 wurde sinngemäss gesagt, dass mit der Realisierung der Südumfahrung andere Strassen rückgebaut / redimensioniert werden könnten, um so Platz für den Langsamverkehr, für ein ruhigeres Zentrum usw. zu schaffen. – Unserer Meinung nach wird damit jedoch das Pferde am Schwanz aufgezäumt. Denn – siehe oben – neue Strassenkapazitäten werden immer wieder vom Verkehrswachstum aufgebraucht. Somit wäre es weitsichtiger – und der «Energiestadt Hochdorf» entsprechender – als erstes mit organisatorischen und baulichen Massnahmen sowie Motivationskampagnen die Verminderung des bestehenden Verkehrs sowie den Umstieg auf den Langsamverkehr zu fördern. Weiter kann das Dorfzentrum auch bei der aktuellen Verkehrsbelastung mit gestalterischen Massnahmen lebensfreundlicher gemacht werden. Die Stichworte dazu: Aufhebung von Parkplätzen, sichere Nord-Süd-Querung für Velos, (mehrheitlich) autofreier Kirchplatz.

­ Sollte sich zeigen, dass nach Durchlaufen aller demokratischen Prozesse (bis hin zu einer Kantonalen Abstimmung über den Baukredit), eine Südumfahrung um Hochdorf gebaut würde, so wird dies Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Diese Zeit kann und muss ab sofort, unabhängig vom Ausgang des Planungsprozesses, für alternative Massnahmen genutzt werden. Die IG querfeldNein nimmt keine Anstrengungen seitens Gemeinde, Gewerbe und Industrie wahr, die Zeit bis dahin zur Förderung von Alternativen zu nutzen. Falls solche Massnahmen nicht für durchführbar gehalten werden, fordern wir den Gemeinderat auf, dies zu kommunizieren und zu begründen.

­ Vor diesem Hintergrund sieht die IG querfeldNein die Voraussetzungen für eine Realisierung einer Umfahrungsstrasse nicht gegeben.

2. Sehen Sie einen Mehrwert oder könnte ein Mehrwert für Ihre Bedürfnisse mit der Südumfahrung entstehen? (z.B. Landumlegung, Landabtausch, Erschliessung, Kompensation)?

­ Zu Landabtausch, Güterzusammenlegungen u. dgl. kann sich die IG querfeldNein nicht konkret äussern. Aber: Verkehrsüberlastungen und Staus sind ein Problem der Knappheit. Dies hat zur Folge, dass durch den Bau neuer Strassen die bereits bestehenden nicht entlastet werden. Eine neue Strasse verursacht einfach Kosten, Landverschleiss und generiert Mehrverkehr.Für die IG querfeldNein ist in der Südumfahrung kein Mehrwert erkennbar.Sollte die Planung einer Südumfahrung dennoch aufgenommen werden, so müssten unserer Meinung, nach sämtliche negativen Einflüsse einer Umfahrung (Landverbrauch, Fruchtfolgeflächen, Naherholungsgebiet, Naturschutzgebiete) vollständig und mindestens gleichwertig kompensiert werden – und dies a) unter Einbezug der ganzen Streckenlänge (inkl. Industriestrasse) und allfälliger Zubringer und b) in unmittelbarer Umgebung der Streckenführung.Dies erachten wir als nicht möglich. Die geplante Umfahrung, ob offen oder unter Tage geführt, würde die Naturlandschaft in Hochdorfs Süden unwiederbringlich zerstören.

3. Stellen Sie sich für einen Einsitz in einer Arbeitsgruppe zur Verfügung?­

Die IG querfeldNein bedauert nach wie vor, nicht in die Erarbeitung des Gesamtverkehrskonzepts Seetal einbezogen worden sein. Sie hätte ihre Argumente so konstruktiv und zu einem Zeitpunkt einbringen können, zu dem das Ziel Südumfahrung noch nicht feststand. Wir sehen keinen Sinn darin, uns im Nachhinein bei mehr oder weniger gegebenen Tatsachen zur Verfügung zu stellen.­ Denn die Arbeitsgruppe hat zum Ziel, die Südumfahrung zu realisieren. Dazu müsste die IG querfeldNein die Rolle des kategorischen Verhinderns einnehmen, würde bei Abstimmungen vermutlich aber immer überstimmt. In dieser Rolle würde sie nicht ernst genommen; das Engagement wäre also zum Vornherein zum Scheitern verurteilt. Zudem könnte am Schluss die Einsitznahme der IG in der AG als Zustimmung / Einverständnis zu einem Kompromiss gedeutet werden.­ Aus diesen Gründen stellt sich die IG querfeldNein nicht für die Arbeitsgruppe zur Verfügung.

Für die IG querfeldNein:

Hans Bächler, Klaus Helfenstein, Dominik Thali

Hochdorf, 29. Juni 2018


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