Der nachfolgende Beitrag wurde heute dem «Seetaler Bote» als Stellungnahme zum Artikel «Das sagen die Kantonsräte zur Talstrasse» (Ausgabe vom 18. September 2014) eingereicht. Wir publizieren ihn hier in voller Länge, nachdem er in der nächsten Ausgabe in gekürzter Form als Leserbrief erscheinen wird, unterzeichnet von Kerngruppenmitglied Hans Bächler.
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Die Befragung der Kantonsräte zur Talstrasse macht einmal mehr deutlich, wir kontrovers es um die Talstrasse steht. Die IG QuerfeldNein begrüsst die Debatte und stellt mit Genugtuung fest, dass die Skepsis gegen das Projekt Talstrasse wächst.
Am lautesten klingt noch die Forderung, nun doch wenigstens das Vorprojekt zu realisieren und es zur «Abstimmungsreife» voranzutreiben. «Dann kann die Seetaler Bevölkerung in Kenntnis der genauen Sachlage entscheiden», so äussert sich u. a. Romy Odoni (Rain, FDP).
Dem ist entgegenzuhalten, dass das, was die Seetaler Bevölkerung wissen muss, nicht vom Vorprojekt abhängig ist. Das Vorprojekt liefert in erster Linie Daten für die Ingenieure: Streckenführung, Untergrund, Aufwertung von Böden durch Umlagerung von Humus, Lokalisierung von Gefahrenstellen, Grundwasser usw. – und nicht zuletzt, was das Ganze in etwa kosten wird. Im Moment ist die Rede von 110 Millionen CHF (ohne Tunnelvariante in Eschenbach, ohne Abschnitt Industriestrasse Hochdorf-Baldegg). Eine ganze Reihe an weiteren Mehrkosten wie Zufahrten, Wildzäune, Lärm- und Naturschutzmassnahmen, Verkehrsberuhigungen auf der alten Strasse usw. wird noch dazu kommen.
Wenn die Bevölkerung dereinst über die Talstrasse abstimmen wird, wird sie aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis in einem weiteren Rahmen zu beurteilen haben. Die IQ-QuerfeldNein hat dieses verquere Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen in ihrer Argumentation schon mehrmals aufgezeigt:
Auf der Kostenseite: Gefährdung einer schützenswerten Landschaft, Vernichtung von enorm viel Kulturland und ernsthafte Bedrohung von Landwirtschaftsbetrieben, Verschandelung eines Naherholungsgebietes und damit Verlust von Lebensqualität.
Und wo bleibt der Nutzen? Experten schätzen den Umlagerungseffekt, den die neue Strasse mit sich bringen würde, auf 20 bis 30 Prozent. Aufgrund der steten Zunahme des individualisierten motorisierten Verkehrs wird die Verlagerung kaum spürbar und innert kürzester kompensiert worden sein. Sagen wir es klipp und klar: Bei diesem Effekt ist der Preis in jedem Fall zu hoch, selbst wenn die Strasse gratis zu haben wäre.
Immerhin: Die mittlerweile mehr als 2500 Frauen und Männer, die hinter der Petition gegen die Talstrasse stehen, werden ernstgenommen. Das zeigt sich u. a. auch darin, dass die IG QuerfeldNein nun aufgefordert wird, realisierbare Alternativen zu präsentieren. Wir geben unumwunden zu, dass es einfacher ist, die Widersinnigkeit eines nicht mehr zeitgemässen Projekts, wie es die Talstrasse ist, aufzuzeigen, als taugliche Lösungen zu entwickeln. Gäbe es eine einfache Lösung, wäre sie wohl längst realisiert worden.
Im engmaschigen Schweizer Mittelland den alltäglichen Verkehrsüberlastungen mit vermehrtem Strassenbau begegnen zu wollen, ist etwa so aussichtslos wie der Kampf gegen eine Hydra: Die Beseitigung eines Verkehrsproblems produziert in den meisten Fällen anderswo ein neues. Beispiele wie den Autobahnanschluss Buchrain kennen wir zuhauf.
Es gibt zwar durchaus Alternativen, aber sie sind nicht so einfach zu haben wie der Bau einer Strasse. Wenn wir von Alternativen sprechen, meinen wir auch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die organisierte Förderung von Fahrgemeinschaften, die Attraktivität des Langsamverkehrs für kurze Strecken usw. In diesen Bereichen liegt ein ausbaubares Potenzial – auch an Lebensqualität.
Im Übrigen wehren wir uns nicht gegen jegliche bauliche Massnahme, und wir befürworten die Sanierung neuralgischer Punkte (zum Beispiel Optimierung von Bahnquerungen), aber auf der Basis der bestehenden Kantonsstrasse.
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